Die Vision muss tragfähig sein

Mit Spenden und Fördermittel haben wir es geschafft, die fehlenden 300.000 Euro für die erste Phase der Sanierung der Schlosskirche in Bad Dürkheim innerhalb von fünf Jahren zusammenzubringen.

Der erste Bauabschnitt umfasste das Kirchenschiff, den Dachstuhl, die Neueindeckung und die Außenfassade. Für die Fenster haben wir einen eigenen Spendenaufruf 2022 gemacht, womit wir auch die erforderlichen Kosten eingespielt haben. Die gesamte Baumaßnahme der Sanierung liegt bei rd. 1,2 Mio.€.

Vor allem eine Geschichte hat geholfen das Interesse für die Sanierung aufrecht zu erhalten.

Geldbeutel nach 40 Jahren wiedergefunden

Bei der Sanierung der Kirche findet per Zufall ein Handwerker in einer mit Sand ausgefüllten Nische des Dachstuhls einen Geldbeutel. Geld war keines mehr drin, aber Bilder von den Liebsten, als auch persönliche Dokumente, wie Monatsfahrkarte und Blutspender-Pass. Der trockene Sand hat den Geldbeutel und seinen Inhalt gut konserviert.

Über das Pfarramt konnten die Eltern und dann auch die Besitzerin des Geldbeutels ausfindig gemacht werden, erzählt Dekan Kuntz. Bei Frau Klein kamen die Erinnerungen wieder hoch als sie den Geldbeutel in Händen hielt. Wahrscheinlich hatte sie ihn im Alter von 16 Jahren in einer Telefonzelle nahe der Kirche liegen lassen.

Das Dach der Schlosskirche war in aller Munde

Diese Geschichte hat der SWR gesendet, die Rheinpfalz hat darüber berichtet und sogar Jörg Pilava (Fernsehmoderator) hat Frau Klein in seine Sendung eingeladen.

Dekan Kuntz bekräftigt, dass es Geschichten wie diese sind, oder die vom „schwebendem Container“, mit denen man das Interesse an der Sanierung hochhält. Sie nehmen die Menschen emotional mit und gleichzeitig erhalten die Unterstützenden Informationen über den Fortgang der Baumaßnahme.

Ohne ehrenamtlich Engagierte geht es nicht

Seit 2019 finden viele Veranstaltungen rund um die Sanierung statt: zwei Baumeisterfeste, mehrere Benefizkonzerte, ein Kulturfestival, Vorträge zum Baufortgang mit seinen Herausforderungen. Das ganze Presbyterium war und ist eingespannt und hilft bei der Organisation und auch den Aktionen wie Gebäck- und Kleiderverkauf mit. Mindestens einmal im Jahr ruft die Gemeinde zu Spenden auf, auch über die Gemeinde hinaus. Rund 216.000 Euro an Spenden sind zusammengekommen. Mit so viel hatten wir nicht gerechnet.

Der Innenminister reist an

Den Höhepunkt der Aufmerksamkeit erreichten wir sicherlich, als der Innenminister Herrn Michael Ebling im März 2023 bei uns zu Besuch war. Er überreichte eine Förderung in Höhe von 300.000 Euro, die zu gleichen Teilen von Bund und Land finanziert wird. Er hat mit uns gemeinsam den Einweihungsgottesdienst mit der Jugend gefeiert. Solche Zuschüsse von Land und Bund zu erhalten, wird heutzutage natürlich immer schwieriger, räumt Dekan Kunz ein.

Die Gemeinde up to date halten!

Für erfolgreiches Fundraising ist es fundamental, die Gemeindemitglieder immer auf dem Laufenden zu halten. Die Spendenbriefen haben immer auch über den aktuellen Stand informiert. Selbstverständlich haben wir alle Gemeindemitglieder zu den Vorträgen des Architekten eingeladen, die interessante Einblicke nicht nur in die Baugeschichte der Kirche gaben.

Dreh- und Angelpunkt ist eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit. Mit ihr ist es uns gelungen, immer wieder in der Presse, der lokalen Zeitung und im Radio zu erscheinen.

Für überschaubare Bauabschnitte werben

Der zweite Bauabschnitt wird der Turm. Damit haben wir inzwischen begonnen und wir sind natürlich zuversichtlich. Über den Church-Rave im Oktober in der Schlosskirche wurde wieder im SWR berichtet. Die Presbyter sind offen für neue Aktionsformen wie die Kirche zur Tanzfläche für die Jugend umzuwandeln. Daher bin ich davon überzeugt, dass die Kirche uns erhalten bleibt mit Hilfe der Menschen, die sie nutzen und der Menschen, die sie als Raum der Gemeinschaft wiederentdecken.

Das Interview führte Gabriele Rath im Oktober 2024